Alte Post
Villa Emilie
Dieses, im Volksmund einfach nur als „Die Villa“ bezeichnete Landhaus wurde im Jahr 1921 erbaut. Bauherr war der Amsterdamer Geschäftsmann de Vries welcher mit Emilie Dahlberg aus Marsberg verheiratet war. Emilie Dahlberg entstammte aus der gutbürgerlichen jüdischen Familie Dahlberg. Die Familie de Vries verkaufte das Haus im Jahr 1932 rechtzeitig vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Die Nachfahren der Familie leben heute in den USA.
Der Architekt war der für seine englischen Landhäuser bekannte Professor Heinrich Straumer aus Berlin. Er galt neben dem Architekten Hermann Muthesius als der Protagonist des Englischen Landhausstils, entwarf und erbaute zahlreiche Wohnhäuser für das gehobene Bürgertum in Berlin und Chemnitz. 1928 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Dresden verliehen.
Eine zeitgenössische Baubeschreibung lautet:
Das auf dem Rücken eines sanft ansteigenden Höhenzuges über dem Städtchen gelegenen Gebäudes gewährt einen weiten Umblick über die liebliche Landschaft. Hingeduckt, über einer Vormauer, schmiegt sich das langesteckte, niedrige, mit hohem Dach gedeckte Bauwerk nebst seinen Nebengebäuden den Umrissen des grünen Höhenzuges organisch ein. Dieser lebendige Zusammenklang der Architektur mit der Landschaft wird verstärkt durch das zur Verwendung gebrachte heimische Baumaterial. Es ist zum Mauerwerk gebrochener heimischer Zechstein. Der Architekt ließ es sich angelegen sein, die angesessenen Maurer mit der Bearbeitung des Materials erst wieder vertraut zu machen. Die Dächer sind gedeckt ebenfalls mit einem seit Jahrhunderten im Sauerland üblichen Material, dem grauen Schiefer der bei Brilon gebrochen wird, Ein alter mit den Traditionen der Schieferdeckerei noch vertrauter Dachdeckermeister konnte hierbei dem Architekten zur Hand gehen. Die Wände sind in Bruchsteinmauerwerk errichtet. Nur einzelne Teile, wie der Sturzbalken über dem Haupteingang der Vormauer mit der Inschrift „Waldhaus Emilie“ sowie der aus der Hausfront heraustretende, große in Fenstern aufgelöste Erker, dahinter die Diele, sind in geglätteten Werksteinen und durch sparsame feinfühlige Steinmetzarbeiten belebt.
Auf dem Erker die Inschrift ausgehauen „In Memoriam Emilie Dahlberg 1921“.